Die Polygamie von Blaumeisen - Vielehe mit 2 Partnerinnen. Mit seinem Weibchen + einer zweiten Partnerin leben sie im Revier des Männchens & sorgen sich um das Brüten

Sind Blaumeisenmännchen vielleicht auf ein Abenteuer aus. Wenn ihr Weibchen daheim vollauf mit dem Nestbau, der Eiablage und dem Brüten beschäftigt ist, schaut sich das Männchen nach einer zweiten Partnerin um. Denn die Blaumeise ist Polygamist.

Gelingt es dem Blaumeisenmännchen eine zweite Partnerin zu finden, zieht diese an anderer Stelle seines Reviers in eine eigene (Nist)Höhle ein.

Blaumeisen betreiben Vielweiberei in einer sogenannten Dreiecksbeziehung. Beide Weibchen sind schon mit ihrem männlichen Partner zu Beginn des Winters im Revier und verweilen dort auch nach dem die Jungen bereits flügge geworden sind.

Meist geschieht eine solche Dreiecksbeziehung ohne größere Konflikte. Denn ein Platz könnte durch einen Todesfall frei geworden sein und alle Beteiligten wissen auf was sie sich eingelassen haben.

Die Erstfrau versucht natürlich zu verhindern, dass das Blaumeisenmännchen eine Zweitfrau bekommt. Denn er könnte seine Futtersuche auf beide Nester verteilen.

Die Erstbrut hat für das Männchen erstmale obersten Vorrang, sollte aber zwischen Erst- und Zweitbrut nur geringe Abstände liegen, wird die Zweitbrut favorisiert. Ein Grund dürfte sein, dass das Männchen ihnen die größte Chance einräumt, zu überleben und sich fortzupflanzen. Liegt eine Zeitspanne zwischen Erst- und Zweitbrut von neun oder mehr Tagen, dann kümmert sich das M¨nnchen gar nicht um die Nachfolgebrut.

Jedes Blaumeisenweibchen, die ein Paar mit einem Männchen eingeht, ist daran interessiert, das sich kein zweites Weibchen am Anfang des Fr&uumh;hjahrs im Revier einfindet. Vor und während des Nestbaus wird jeder weibliche Eindringling angegriffen. Ein solcher Konflikt kann Stunden oder auch Tage dauern. Dabei kommt es zu Drohgebärden, Jagden und zu Kämpfen mit Schnabel und Krallen. Auch greift das Weibchen den weiblichen Eindringling in der Luft an bis dieses abstürzt. Das Männchen dabei ist siller Beobachter.

Manchmal laden Männchen Weibchen zu Beginn des Frühjahrs ins Revier ein. Ist das Weibchen noch wachsam, erhält die Neue eine Höhle möglichst weit weg von der Behausung, die seine erste Frau hat. Oft merkt die erste Partnerin aber was passiert, und vertreibt den weiblichen Eindringling. Sie bleibt in der Nähe des Männchen und begleitet ihn bei seinen Ausflügen.

Mit der Mehrbeschäftigung durch Nestbau, Eiablage und Brüten kann das Weibchen keine Eindringlinge mehr abwehren, aber mit dem späten Brutbeginn des Zweitgeleges sinkt das Interesse des Männchen an ihm und er vernachlässigt es.

Manche Männchen begeben sich, wenn das Weibchen die Eier gelegt hat und mit dem Brüten beginnt, gerne in ihrem Revier zu einer anderen Höhle und fangen mit singen an als hätten sie noch keine Partnerin.

Ein Männchen kann auch im Frühjahr durch den Tod eines Männchen im Nachbarrevier zu einem zweiten Weibchen kommen. Zeigt das Weibchen Interesse Eier zu legen, die das Männchen zuvor befruchtet, kommt es zu dieser Verbindung. Das Männchen hat nun sein Revier und das der Witwe.

Manche Männchen nennen in äßert seltenen Fällen auch mal drei Weibchen ihr eigen.

Bei Kohlmeisen kommt eine solche Vielweiberei nicht vor. Weibchen ohne zu Hause gesellen sich gerne zu Männchen in ähnlicher Situation. Sie ziehen dann in Revieren anderer Kohlmeisen unter riskanten Verhältnissen ihre Jungen auf.

Warum es bei Kohlmeisen zu keiner Vielweiberei kommt, könnte daran liegen, dass sich die Weibchen intelligenter beim Verjagen von Rivalinnen anstellen als die der Blaumeisen.

Kohlmeisen gelingt es meist zwei Bruten im Frühjahr und Vorsommer aufzuziehen, hingegen Blaumeisen selbst bei Unterstützung des Männchens meist nur eine Brut gelingt. Ausnahmen für eine zweite Brut geschehen nur, wenn die erste Eiablage sehr gering war und das Weibchen noch ausreichend bei Kräften ist.

Blaumeisen legen mehr Eier als Kohlmeisen und sind deshalb auf eine zweite Brut nicht angewiesen. Desto weiter nördlicher in Europa Blaumeisen brüten, desto größer ist das Gelege.

Die Erstbrut der Kohlmeisen ist kleiner als bei Blaumeisen. Ausgleichen tut sie dies durch ihre zweite Brut.

Das größte Gelege bei Blau- und Kohlmeisen was je dokumentiert wurde, liegt bei achtzehn Eiern.